Von der Konfrontation zur Partizipation. Kommunale Erinnerungsarbeit als Feld der Bürgerwissenschaften in Wolfsburg
DOI:
https://doi.org/10.60684/msg.v55i1.32Schlagworte:
Stadtgeschichte, Citizen Science, Wolfsburg, ErinnerungskulturAbstract
Ob als lokalgeschichtliche Untersuchungen, alternative Stadtrundfahrten, Quellendokumentationen oder Oral-History-Projekte – spätestens seit den 1970er Jahren zählt die Aufarbeitung der kommunalen NS-Vergangenheit zu den klassischen Themen lokaler Geschichtsinitiativen, -vereine und -werkstätten. Die Spurensuche vor Ort wurde bundesweit für zahlreiche Bürgerwissenschaftler*innen unterschiedlichster Couleur und Herkunft zur Lebensaufgabe. Ausgehend von der Prämisse, dass das kontinuierliche Eintreten von Gruppen engagierter Bürger*innen für einen Wandel der Erinnerungskultur als eine praktizierte Form des Bürgerwissens und der Citizen Science zu deuten ist, werden hier am Fallbeispiel Wolfsburgs zunächst die ersten Jahrzehnte des erinnerungskulturellen Aufbruchs vor Ort nachgezeichnet, ehe diesen Entwicklungen ein aktuelles Aufarbeitungsprojekt gegenübergestellt wird. Dabei zeigt sich einerseits, wie in den frühen Jahrzehnten erarbeitete und erlernte Techniken des Protests und des Gestaltungswillens bis in die Gegenwart fortdauern, und wie sich andererseits die Bedingungen der Teilhabe und der Mitgestaltung grundlegend verändert haben. Waren es einst in den Jahrzehnten der Konfrontation die engagierten Bürger*innen, die das Thema der Aufarbeitung der kommunalen NS-Geschichte erst auf die Agenda der Kommunalverwaltung – wie auch des Volkswagenkonzerns – setzten und diese zum Handeln bewegten, erfolgte die 2017 einsetzende Entwicklung eines Gedenk- und Lernortes KZ-Außenlager Laagberg nach einem anfänglichen Wiederaufflammen der Konfrontation nun partizipativ. Zugleich waren aber damit die Möglichkeiten der Vereine und Initiativen, selbst sichtbar zu sein und in Aktion zu treten, nun deutlich limitierter.
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