Das Jüdische Museum Frankfurt und die Erinnerung an die Vertreibung und Ermordung der Frankfurter Jüdinnen und Juden

Autor/innen

  • Michael Lenarz Jüdisches Museum Frankfurt am Main

DOI:

https://doi.org/10.60684/msg.v55i2.73

Schlagworte:

Jüdisches Museum, Frankfurt

Abstract

Das Jüdische Museum der Stadt Frankfurt am Main wurde mit der Zielsetzung errichtet, den jüdischen Anteil an der Entwicklung der Stadt vom Mittelalter bis heute darzustellen. Die Eröffnung des Museums am 9. November 1988 stellte das Museum in einen auf die Schoa fokussierten gedenkpolitischen Zusammenhang, der seiner umfassenderen Aufgabenstellung widersprach. Tatsächlich erwies sich die Darstellung der Schoa und des Wiederbeginns jüdischen Lebens nach 1945 in der Dauerausstellung des Museums als problematisch und wurde mehrfach verändert. Diesen Schwierigkeiten begegnete das Museum mit einer Vielzahl von Sonderausstellungen und Veranstaltungen, die der Schoa und ihren Nachwirkungen gewidmet waren. Mit der Errichtung der Gedenkstätte am Börneplatz 1992 und der Erinnerungsstätte an der ehemaligen Großmarkthalle 2015 entstanden seitdem neue zentrale Orte des Gedenkens. Die 2020 eröffnete neue Dauerausstellung des Jüdischen Museums stellt die Erfahrungen der geschichtlich handelnden Frankfurter Jüdinnen und Juden und ihre teilweise sehr unterschiedlichen Lebensgeschichten in den Mittelpunkt. Dadurch ziehen sich die Schoa und ihre Folgen heute als roter Faden durch die gesamte Dauerausstellung. Daneben gibt es eigene Ausstellungsbereiche zu diesem Thema. Zusammen mit anderen städtischen Institutionen, der Jüdischen Gemeinde und zahlreichen bürgerschaftlichen Gedenkinitiativen ist das Jüdische Museum heute ein zentrales Element der vielfältigen und multiperspektivischen Frankfurter Erinnerungslandschaft.

Autor/innen-Biografie

Michael Lenarz, Jüdisches Museum Frankfurt am Main

Michael Lenarz war von 1985 bis 2012 wissenschaftlicher Mitarbeiter, von 2012 bis 2021 stellvertretender Direktor des Jüdischen Museums Frankfurt. Mitarbeit bei zahlreichen Ausstellungs- und Forschungsprojekten sowie Veröffentlichungen des Jüdischen Museums, u. a. bei der Dauerausstellung von 1988, der Dokumentation der älteren jüdischen Friedhöfe Frankfurts, den Ausstellungen über jüdische Ritualbäder in Deutschland, die Jüdische Gemeinde Frankfurt am Main, das Untergrundarchiv des Warschauer Ghettos, Ignatz Bubis, jüdisches Leben in der römischen Provinz und der Ausstellung des Historischen Museums über Leopold Sonnemann. Publikationen u. a.: Ignatz Bubis. Ein jüdisches Leben in Deutschland (hrsg. mit Fritz Backhaus und Raphael Gross), Frankfurt am Main 2007; Frankfurts demokratische Moderne und Leopold Sonnemann. Jude – Verleger – Politiker – Mäzen (hrsg. mit Anna Schnädelbach und Jürgen Stehen), Frankfurt am Main 2009; Das Rothschild-Palais. Ein jüdischer Ort im 19. und 20. Jahrhundert, in: Mirjam Wenzel / Sabine Kößling / Fritz Backhaus (Hrsg.), Jüdisches Frankfurt. Von der Aufklärung bis zur Gegenwart, München 2020, S. 48-55; Die jüdischen Friedhöfe in Frankfurt am Main, in: Erik Riedel / Sara Soussan / Mirjam Wenzel (Hrsg.), Im Angesicht des Todes, Berlin – Leipzig 2024, S. 141-151.
michael.lenarz@stadt-frankfurt.de

Downloads

Veröffentlicht

20.12.2024